„Was verbindet die Gesellschaft eigentlich mit dem Begriff „Jugend“? Wird damit „jugendliche Frische“, Unermüdlichkeit und ganz viel Potenzial assoziiert oder wird Jugend vielmehr mit Naivität, Unerfahrenheit und sogenannter „Spaßkultur“ verbunden? Beim World Café „Potenzial der Jugend“ stand für uns fest: Es besteht ein falsches Bild von Jugendlichen. Junge Menschen zeichnet nicht nur ein besonderer Enthusiasmus und eine unermüdliche Art, Ziele umzusetzen aus, sondern vor allem ein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit. Während die „Erwachsenenwelt“ viele Missstände in der Gesellschaft hinnimmt, empören sich Jugendliche und artikulieren dies auch zielgerichtet, wenn auch auf eine andere Art und Weise, wie z.B. über Social Media. Die Frage ist nur, wie viel Raum ihnen für ihre Stimme gegeben wird. Es ist ein Trugschluss, davon auszugehen, dass die „Smartphone-Generation“ sich nicht mehr für politische und gesellschaftliche Themen interessiert. Junge Menschen wollen genau so einen Beitrag zu einer gerechteren Gesellschaft leisten und auch davon profitieren. Es ist hierfür wichtig, Räume und Partizipationsmöglichkeiten zu schaffen, dazu gehört nicht zuletzt auch das Recht auf eine gute Bildung. Einig sind wir uns alle: wir als Gesellschaft sollten uns gemeinsam dafür einsetzen, dass junge Menschen, unabhängig vom sozioökonomischen Status und der (vermeintlichen) Herkunft der Eltern, die gleichen Teilhaberechte, eingeräumt bekommen.“ – Awa Yavari, Mitarbeiterin der Bildungsstätte Anne Frank
Es sind oft Umfelder, die das Miteinander prägen. Die Stimme junger Menschen in gesellschaftsbildende Prozesse mit einzubeziehen erfordert die Beteiligung aller und gemeinsamer Haltungen um Jugendbeteiligung zu ermöglichen. Eine solche Haltung kann Aufrichtigkeit sein. Sarah Wohl, Geschäftsführung des Rates der Religionen in Frankfurt/Main fasst die Ergebnisse der World Café Diskussion folgendermaßen zusammen:
„Unseren Austausch in der Kleingruppe haben wir damit begonnen, der Bedeutung oder den Bedeutungen von „Aufrichtigkeit“ nachzuspüren: sie umfasst für uns nicht nur Ehrlichkeit im direkten Gespräch, sondern auch Integrität in dem Sinne, dass Worte und Taten übereinstimmen sollten sowie Transparenz über die eigenen Motive, Möglichkeiten und Grenzen. Wir sprachen mehrfach darüber, dass ohne Aufrichtigkeit kein tiefes Verständnis entstehen kann, sondern Kommunikation oberflächlich bleibt. Aufrichtig zu Unsicherheiten und (vermeintlichen) Schwächen oder Fehlern zu stehen, kann andere ermutigen und Hoffnung schaffen. Vielleicht gilt das gerade in unserer Zeit, in der die Medien uns immer wieder Zerrbilder von Perfektion zeigen. Aufrichtigkeit kann so Menschen und Beziehungen stärken. Auch aufrichtig über Erfolge und erreichte Ziele zu sprechen, ist nicht immer einfach, sondern ruft immer wieder Kritik auf den Plan. Deshalb erfordert Aufrichtigkeit auch Mut und Konfliktbereitschaft und den Willen, Grenzen zu setzen und anzuerkennen. So, wie wir sie verstehen, ist „Aufrichtigkeit“ eine Voraussetzung für ein vertrauensvolles Zusammenleben.“